Besser schlafen durch Willenskraft

Insomnie-geplagte Menschen können mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT-I) Erleichterung finden
Insomnie-geplagte Menschen können mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT-I) Erleichterung finden

Es ist weithin anerkannt, dass man die Qualität des Schlafes sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann, was durch manche eigene Erfahrungen bestätigt wird. Wer gut schlafen möchte, verzichtet deshalb lieber auf Kaffee vor dem Schlafengehen und bevorzugt stattdessen Tee.

 

Es ist unumstritten, dass es sich besser in einer dunklen als in einer hellen Umgebung schlafen lässt, und auch Lärm stört hierbei. Doch wie sieht es mit inneren Faktoren aus? Unser Wille ist hierbei von Bedeutung. Niemand, der schlecht schläft, möchte das tatsächlich. Kann man durch eigene Willenskraft den Schlummer beeinflussen?

 

Selina Combertaldi und Björn Rasch von der Universität Freiburg wollten das herausfinden und starteten eine Forschungsarbeit, die sich speziell mit den Folgen des Vorhabens auf objektive und subjektive Schlafaspekte konzentrierte. Können Leute, die normalerweise gut schlafen, durch ihren eigenen Willen bewusst ihre Schlafqualität verschlechtern?

 

Im Gegenteil: Ist es möglich, dass Entschlossenheit den Schlafrhythmus verbessert? Um es herauszufinden, luden Wissenschaftler ein Dutzend Teilnehmer in ihr Schlaflabor ein und analysierten deren Nachtruhe an zwei aufeinander folgenden Nächten. Die Aufgabe an die Teilnehmer:innen war einfach: in einer der beiden Nächte sollten sie so vorteilhaft wie möglich schlafen und in der anderen Nacht so unvorteilhaft oder wie gehabt.

 

Die Ergebnisse der ersten beiden Nächte waren für die Forscher enttäuschend. Den Versuchspersonen gelang es durch eiserne Disziplin besser zu schlummern, als üblich. Doch, und dies war überraschend, ihnen gelang es schlechter zu dösen. „Nur wegen des Vorhabens, schliefen sie deutlich schlechter“, fasste Selina Combertaldi zusammen. Die Teilnehmenden benötigten im Schnitt fast doppelt so viel Zeit zum Einschlafen wie gewöhnlich und wurden zu 70% häufiger in der Nacht wach. Es wurde eine deutliche Abnahme der Schlafqualität festgestellt. Die Ergebnisse der Forschung wurden durch das Messen der Müdigkeit/Aufmerksamkeit mit dem psychomotorischen Vigilanztest (PVT) ermittelt.

 

Die Teilnehmer mussten dazu mit ihrer nicht bevorzugten Hand auf den Computer-Tasten drücken, sobald sie einen Millisekundenzähler auf dem Bildschirm sahen, der in unregelmäßigen Abständen auftauchte. Die nachfolgende Untersuchung, die durch die gemessene Reaktionszeit hervorgebracht wurde, gab den Forschern Einblicke in den Aufmerksamkeitsgrad. Bei der anschließenden Abfrage wollten die Wissenschaftler wissen, welche Taktik die Teilnehmer verwendet hatten, um ihren Schlaf zu verschlechtern. Es war interessant, dass alle dieselbe Vorgehensweise gewählt hatten. Sie dachten an beunruhigende Momente der letzten Tage, überlegten sich, was an beschwerlichen Sachen auf sie in den nächsten Tagen zukäme und grübelten über Probleme. So versenkten sich die Teilnehmer bewusst in ein düsteres Gedankenlabyrinth.

 

Ein physiologischer Grund konnte durch das Forschungsdesign nicht ausgeschlossen werden. Es wurden die Herzfrequenzen der Teilnehmer während der Einlullphase des bewusst herbeigeführten schlechten Schlafes gemessen, und das Ergebnis war, dass diese eher geringer als höher ausfielen. Somit konnte kein physiologischer Erregungszustand ermittelt werden.Daher wird es wahrscheinlicher, dass eine psychologische Erklärung für die Abnahme der Schlafqualität vorliegt. Die Forschung der Freiburger Universität bekräftigt, dass pessimistische Gedanken ein gesundes und erholsames Schlafen verhindern. Folglich schlussfolgert Selina Combertaldi, dass man an der mentalen Ebene ansetzen müsse, um besser zu schlummern.

 

Insomnie-geplagte Menschen können mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT-I) Erleichterung finden. Bei dieser Therapieform erlernen sie in acht Sitzungen, wie sie mit ihren eingeübten Mustern besser umgehen können. Dabei unterstützt man sie, mithilfe ihrer Willenskraft zu lernen, loszulassen und die Kontrolle abzugeben, um so eine Änderung ihres Verhaltens zu bewirken.In den Sitzungen erfährt man, wie man seine eigenen Emotionen und Überlegungen beherrschen, stressige Situationen in positive verwandeln und mentale Fähigkeiten erwerben kann, die das Loslassen ermöglichen.

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